Vogelgrippe-marketing

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei der Vogelgrippe — zumindest in gewissem Maße — auch um so etwas wie den goldscheißenden Esel handelt. Tamiflu ist bereits jetzt in aller Munde und auch sonst schaltet der windige Teil der deutschen Werbewirtschaft relativ schnell. Bsp.: Googeln nach “Vogelgrippe” liefert als zweiten Toptreffer die schlichte Seite www.vogelgrippe.ws; was — von der Firma “xdial Software GmbH” (GF: Ralf Hüskes) ins Netz gestellt — in den Suchergebnissen den Eindruck einer echten Informationsseite zum Thema erweckt, entpuppt sich nicht nur schlicht ob des Inhalts, sondern man hat auch die Linksetzungen sehr sparsam ausgewählt. Herr Hüskes setzt in seinem Infotext, der “sich an medizinische Laien wendet”, den Verweis zu der im Screenshot abgebildeten Seite www.pandemie.com/vogelgrippe-pandemie.htm der Firma “ACE Handels- und Entwicklungs GmbH” in Simbach am Inn.

Dort lernt man — wie sicherlich nicht zuletzt auch auf den per Google Adsense (Screenie links) beworbenen Seiten — warum es nötig ist ein wenig Geld in die Hand zu nehmen um sich vor der Grippe zu schützen (http://www.pandemie.com/vg_doch_gefahr.htm):

“WARUM MASKEN KAUFEN? Sanitäts- und Ordnungspersonal muss sich um eine Ausstattung gegen Infektionen wenig Sorgen machen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass im Pandemiefall genügend Schutzausrüstung auch für die Zivilbevölkerung zur Verfgüung [sic!] stehen wird.
Sowohl die Wirkung von Medikamenten als auch eines Impfstoffs ist derzeit nicht garantiert. SCHUTZMASKEN ALS GEEIGNETER VOGELGRIPPESCHUTZ ERNEUT BESTÄTIGT: Die französische Regierung geht mit gutem Beispiel voran und lagert derzeit 200 Millionen Stk. Atemschutzmasken von Qualitätsherstellern ein. Interessant ist dabei, dass die Franzosen zumindest 7 Masken pro Person einlagern (was für den Pandemiefall aber auch nicht ausreicht).
Den meisten anderen europäischen Regierungen genügen ca. 0,2 Masken pro Person.”

Mir ist klar, dass sich das direkt eingesetzte Personal (Polizei, Bundeswehr, etc.pp.) schützen muss. Aber wie der obere Screenshot mit dem Foto der Familie deutlich zeigt, ist genau das (b2b bzw. businessöffentliche Hand) nicht die beabsichtigte Werbe- und Marketingstrategie. Im Gegenteil: Panikmache und direkt ran an den privaten Verbaucher ist die Devise. Nachvollziehbar, denn wahrscheinlich kaufen die Franzosen woanders ein und die 0,2 Masken pro “anderer europäischer Regierung” bringen nicht die erwünschten Gewinne.

Übrigens: Das Rügener Tourismusmarketing unternimmt derweil aus ebenfalls nachvollziehbaren Gründen Maßnahmen gegen die Panikmache und Frank Patalong hat dem Treiben auf Ebay nachgespürt.

  • SuMu 22. Februar 2006 at 12:43 pm

    siehe hier:
    Voegelgrippe.de
    noch scheint es ja witzig zu sein, sich darüber lustig zu machen …

  • woweezowee 22. Februar 2006 at 12:47 pm

    Tja, auch ne ziemlich kranke Geldscheffelidee. Ich frage mich einfach, wo es wohl wirklich seriöse Informationen und Einschätzungen gibt?!?

  • SuMu 22. Februar 2006 at 3:31 pm

    beim Robert Koch Institut…

  • Metronaut.de 23. Februar 2006 at 4:20 pm

    Das Geschäft mit der Vogelgrippe…

    Auch wenn´s das Medikament links nicht gibt, scheint der Markt für Anti-Vogelgrippemitteln & Schutzprodukten zu laufen. Von der Einwegmaske bis zum Schutzanzug ist alles zu haben – alles schön mit Vogelgrippe und Pandemie gelabelt.
    Mit dem …

  • Webthemen » “Medien vom Vogelgrippevirus befallen” 23. Februar 2006 at 10:27 pm

    […] Etwas riecht die Medienhysterie nach Sommerloch im Winter oder geht es gar um gezieltes Marketing? […]

  • Bryllup Janssen » Vogelgrippe auf Pellworm 2. März 2006 at 9:10 pm

    […] Es gibt natürlich im Netz schon eine Menge Leute die versuchen mit Schutzanzügen etc. Geld zu verdienen. Eine nette Kritik dazu schreibt woweezowee. […]

  • Bernd Spertl 11. Mai 2006 at 4:46 pm

    Habe auch gerade eine Seite zum Thema Vogelgrippe gefunden.

    Ist zwar auch mit Werbung versehen, scheint aber ganz vernünftige Informationen zu liefen.

  • woweezowee 11. Mai 2006 at 7:04 pm

    Sorry Bernd, den Link habe ich entfernt — mir war das deutlich zu viel Werbung.