Wen beleidigte Kardinal Meisner?

Die Juden, die Frauen oder gar niemanden?

“Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: Zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht”, so der Auszug aus der Predigt vom Dreikönigstag im Wortlaut. Quelle

Vielleicht beleidigt er aber auch einfach alle, die davon ausgehen, dass man sich mit solch unterschiedlichen Themen jeweils differenziert, unpolemisch und mit intellektuellem Anspruch beschäftigen sollte. Und einfach auf solche Vergleiche und Gegenvergleiche verzichten sollte. Zumindest dann, wenn solche Äußerungen nicht über 20 Zeilen hinausgehen.

  • Yo 8. Januar 2005 at 11:24 pm

    Wo aber bleibt der intellektuelle Anspruch, wenn nach einem solchen Weblog-Beitrag der Eindruck zurück bleibt, Meisner habe in seiner Dreikönigspredigt nicht mehr als einen Vergleich zwischen dem Holocaust und der Abtreibung angestellt? Meisner hat vielmehr die millionenfache Praxis der rechtswidrigen und widersinnigerweise dennoch straffreien Abtreibung in eine Linie gestellt mit den Verbrechen an Juden und anderen Verfolgten des Dritten Reiches. Beides Beispiele für Verfehlungen am Leben, wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt. Von Meisner in keinster Weise miteinander in Beziehung gesetzt; das leisten wir selbst beim Lesen von – kommentierenden – Nachrichten in den Medien. Es wäre zu schön gewesen, wäre die schlafende Gesellschaft aufgewacht, den Missstand zu beseitigen. Stattdessen gehen die Stimmen der Mahner wieder einmal im Geschwätz der Moralisten in eigener Sache unter.

  • Markus 8. Januar 2005 at 11:54 pm

    Meisners Rede und meine verlinkten Texte und Artikel wollte ich bewußt nicht werten, so dass ich dir gerne abnehme, einen faden Beigeschmack bei diesem Eintrag zu haben. Und ob ‘Vergleich’ oder ‘in eine Linie’ stellen….muss man bevor man das bewertet nicht – zumindest für sich selbst – die Frage geklärt haben, wann ‘dieses Leben’ beginnt? Ich habe das für meinen Teil noch nicht abschließend geklärt. Darum werte ich in diesem Fall und diese Aussagen nicht, verfolge aber interessiert den Diskurs darüber und meine, – da nutze ich dein Wort – die eigentlichen Fragen gehen in einem Geschwätz unter.

  • Yo 9. Januar 2005 at 1:06 am

    Von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an beginnt ein kontinuierlicher Prozess über Rekapitulation der Evolution, Geburt, Aufwachsen, Pubertät, Midlife Crisis bis hin zum Tod. Alle anderen Aussagen sind Manipulationsversuche von ökonomischen Interessen oder Traditionen, die man mit all den neuen Möglichkeiten von Reproduktionsmedizin und Genetik etc. überwinden lernen muss. Sollte man nicht diese anderen Auffassungen um den Beginn des Lebens in eine Konsensfindung einbeziehen? Nein, das sollte man nicht. Nicht, solange diese Leben weiterhin Gefahr laufen, jederzeit getötet zu werden, nur weil ein Beratungsschein ausgestellt wurde! Im Zweifelsfall für den “Angeklagten”, meine ich. Das gilt sogar für den Fall, dass man diese Verschmelzung quantitativ anhand der 46 Chromosomen festmacht und 47 Chromosomen findet. Muss auch drin sein. Alles, was ein Mensch sein KÖNNTE, darf man nicht einfach so töten wie eine Ameise in der Garageneinfahrt!

  • Markus 9. Januar 2005 at 3:33 am

    Du hast einen klaren Standpunkt. Das respektiere ich, mag ihn aber ohne mich mit mehr Zeit damit beschäftigt zu haben nicht spontan teilen.

  • Markus 11. Januar 2005 at 12:33 am

    Also das Schlüssigste, was ich nun bisher da zu lesen konnte, ist was Sven Scholz hier in den Kommentaren scheibt:
    Wenn man Meisner nochmal nachliest zeigt sich: er redet über Abtreibung. Zu diesem Thema gesellt er das Thema Holocaust. Die (direkt) Angesprochenen sind also erstmal die, die das Recht auf Abtreibung als ein wünschenswertes erachten. Für eine ideologische Pointierung/Polemik werden dagegen die Holocaustopfer instrumentalisiert, was sowohl diesen als auch denen, die mit diesem “Argument” bearbeitet werden, Unrecht tut.Und wenn man dem zustimmt, ist die Fragem, wann ‘dieses Leben’ beginnt, doch nicht mehr die Gewichtigste.

  • Hellblazer 11. Januar 2005 at 7:43 am

    Hi,

    irgendwie taten deine Links nicht, ich bin mal so frei und fixe 🙂

    Sven Scholz, hierGrüße
    Sven

  • Markus 11. Januar 2005 at 9:40 am

    Upps, danke 😉