Seit Tagen steigen die Zugriffzahlen für dieses Blog stetig in die Höhe. Es tut sich doch noch was vor der Wahl. Internet und Blogs schienen mir im bisherigen Wahlkampf eine Exklusiv-Veranstaltung für Netzjunkies like me. Aber offenbar gibt es kurz vorm Wahltermin doch nochmal das Bedürfnis, sich verstärkt zu informieren. Besonders gefragt sind “Wahlprognosen” aber auch mal eine Suche nach “angela nein danke”.
Haben uns eigentlich die ganzen Webangebote wirklich etwas gebracht für die Entscheidung? Zuerst hatte ich alle möglichen Wahlblog-Feeds abonniert, übrig geblieben sind nur 4. Unter anderem das Blog der Grünen und der Heinrich Böll Stiftung. Ersteres um zu sehen ob sich die Meinungen der Partei mit den meinen decken (würde ich dies und jenes ebenfalls so kommentieren?) und letzteres, um auch mal meine Kritik an den Grünen bestätigt zu sehen. Damit sparten die Böll-Blogger nämlich keineswegs.
Zuviele Büttenreden und Parteipropaganda bei den meisten anderen, auch bei Blogs wie wahlblog05 & Co., die im Übrigen eine Umfrage gestartet haben um herauszufinden wie sie so ankamen. In einem Feld habe ich geschrieben: Bitte nie wieder “Live”-Berichte von Parteitagen; zumindest nicht von den Leuten, die das diesmal praktiziert haben. Herr Otto “bloggt” (eher eine Nachberichtspropaganda) vom FDP-Parteitag? Ja, danke und tschüß. Mir kam nur zweimal unter, dass diese Idee wenigstens einen Unterhaltungswert hatte. Bei den Beiträgen von ix auf dem Wahlblog und beim Spreeblick, der mit der Live-Kommentarfunktion Dynamik reinbrachte.
Wie es viel besser hätte sein können bewies gestern das Tagesschau-Blog mit einer flotten und humorvollen Berichterstattung von den Abschlußveranstaltungen der Parteien. Da gab es so manches Schmankerl, zum Beispiel wenn Bild und Text gleichermaßen die Tristesse und Trägheit der drögen FDP eingefangen haben.
Andere Infos im Netz? Weitere Blogs der Parteien, Wahlkampf-Portale, Demokratie-Initiativen und Co.? Jene waren mir meist nach Entdeckung ein paar wenige Clicks wert. Wers braucht, ich brauche es nicht. OK, man will natürlich auch ungern auf Highlights wie das Spammer-Outing der CSU verzichten. Aber solche Highlights machen sowieso die große Runde durch die Blogs. Und der Wahl-O-Mat ist ja mittlerweile fast Bürgerpflicht. Eine falsche Wahlentscheidung wollte mir der aber auch aufdrücken. Maschinen halt. Die denken dann doch noch nicht richtig mit.
Hat mich das also alles irgendwie beeindruckt, gar umgestimmt in meiner Wahlentscheidung? Nein, keineswegs. Meine Wahlentscheidung steht seit 1994, seit ich das erste Mal an einer Bundestagswahl teilnehmen konnte. Ich habe noch nie anders gestimmt — weder auf Europa-, Bundes-, Landes- oder Kommunalebene — als ich es diesmal auch wieder tun werde. Beschimpft mich als sturen alten Sack. Aber ich bleibe beim Original. Nach 16 Jahren Oggersheimer Birne (“wichtig ist nur, was hinten raus kommt”, Bimbes), die ich in weiten Teilen noch politisch bewusst miterleben durfte, waren die letzten 7 Jahre in einigen Bereichen der richtige Weg für dieses Land. Bereichen, die mir wichtig sind.
Tobias 17. September 2005 at 4:52 pm
Du führst ein gutes, oft aktualisiertes und lesenswertes Blog, darum steigen die Zugriffszahlen an. 🙂
Zum “sturen alten Sack”: Ich wähle auch seit ich wählen darf immer das gleiche, also seit knapp 8 Jahren. Warum sollte ich auch was ändern, wenn mir die großen Leitlinien der von mir gewählten Parteien gefallen. Meine politische Meinung ändert ebensowenig sprunghaft wie meine Wahlentscheidung.
:: tg.media.blog :: 18. September 2005 at 3:15 pm
Einfach wählen
Ein bischen komisch war mir ja schon dabei, mit dem “alten” Namen wählen zu gehen. Amtlich ist ja noch gar nichts von meinem neuen Leben, diese Verfahren für die Vornamensänderung dauern hier durchschnittlich 1 Jahr (ein halbes ist imme…