Those M&Ms are not tasty

2 Herren zerlegten sich am 26. Nov 2003 in ihrer Welt-Kolumne “Linksherum im Kreise” selbst. Man sollte sie noch heute dabei unterstützen! Denn nach wie vor gelten sie in der neocon-Bloggerkameradschaft als Vorbilder. Danke an PI für den Link zu diesem Schlüsseltext. Das eigene Weltbild beschreibt am besten halt immer noch der “native point of view”.

Wer einmal mit dem Kinderkarussell linksherum gefahren ist, der weiß, dass alles außerhalb dieses Kreises rechts liegt.

Ich habe jedenfalls noch kein Karusell gesehen, bei dem ein geschlossener Kreis entstehen würde. Zudem ist das Karusell zu jedem Zeitpunkt stoppbar. Mit Blick nach vorne geht geht es immer links weiter zur Mitte. Natürlich, eine phyikalische Grenze nach rechts gibt es. Das ist wohl gut so. Die ansonsten steigende Anzahl an Verletzten und möglicherweise Toten hätte längst ein Verbot des Spaßbringers Karusell nach sich gezogen. Das wichtigste: Die Gäste des Fahrgeschäftes haben meist mehr Spaß als die Zuschauer, von denen die meisten sich eher darüber mockieren, wie langsam so ein Karusell doch sei. Diese Leute nehmen dann lieber so ein hippes Fahrgeschäft, das einen aus 80 Meter Höhe urplötzlich in die Tiefe stürzen lässt. Für die mindestens 5 Euro geht es danach aber leider nicht mehr nach oben. Tja.

Rechts ist in Deutschland keine salonfähige Kategorie des politischen Wettbewerbs mehr.

In Sachsen und Bayern irgendwie aber schon, oder? Ich glaube sogar, dass ein gewisser Roland Koch dank eines rechtslastigen Wahlkampfes Ministerpräsident wurde. Andere CDU-Mitglieder werben lieber gleich mit NPD-Parolen oder malen den bösen Inder an die Wand. Die FDP hatte auch schon den ein oder anderen Erfolg damit, antisemitische Resentiments für sich zu nutzen. Beispiele gibt es genug: in Deutschand lassen sich mit rechten Parolen immer noch – und immer mehr – Wähler einfangen. Salonfähig? Ganz offensichtlich.

Rechts ist bestenfalls dumm, aber eigentlich kriminell. Der Feind steht rechts. Und Feinde sind überall.

Stimmt. Darum sollte man auch die Augen offen und die rechte Szene im Blick halten. Genau wie euch Beide.

Rechts sind Skinheads und Neonazis (“Die Polizei stoppte den Aufmarsch der Rechten”).

Wenn das eine Feststellung sein sollte, dann hätte ich sie aber an eurer Stelle aus dem Kontext dieses Absatzes herausgelöst. Könnte nämlich so verstanden werden, als stellt ihr das in Frage. So meint ihr das doch aber gar nicht, oder?

Rechts sind aber auch (…)

…”konservative Abtreibungsgegner”, wenn sie über Körper, Gewissen und Lebensumstände anderer Menschen von oben herab urteilen und ihre Ansichten kompromisslos durchsetzen wollen.
…”liberale Ökonomen”, die sich selbst als Liberale betiteln um zu verschleieren, dass es ihnen um gnadenlosen und unkontrollierten Marktradikalismus geht.
…”Wissenschaftler, die es wagen, an der Klimakatastrophe oder dem drohenden ökologischen Weltuntergang zu zweifeln”. Ach. Die gibt es immer noch? Owohl die größten Versicherer das mittlerweile in ihren Bilanzen bemerken? Und ich dachte, da hat Prof.Schneider nur ein Spässle gemacht als er auf diese extreme Minderheitenmeinung hinwies.

Wer die Befreiung des Irak richtig findet, gilt heute als rechts (…)

Moment, stop! Nicht so schnell! Sollten wir nicht erst dann über die Befreiung sprechen, wenn sich denn dann endlich mal stattgefunden hat? Ich weiß ja nicht, wie frei ihr euch so fühlen würdet, wenn euch morgen früh in eurer 200000-Einwohner-Stadt Flugblätter dazu auffordern würden, doch bitte mal kurz zu verschwinden, damit man in Ruhe alles ein bissl -nur ein bisschen natürlich – platt machen und in Ruhe durch ein paar Privathäuser- und Wohnungen stolpern kann. Ihr habt diesen Satz wirklich schon vor 2 Jahren geschrieben? Würdet ihr denn heute eingestehen, da wirklich voreilig gewesen zu sein?

(…) ebenso wie einer, der Verständnis dafür hat, dass Israelis sich bedroht fühlen.

Darf ich einfach mal bezweifeln, dass das stimmt. So ganz subjektiv – auf Blog-Niveau eben – gesprochen: Ich würde mir durchaus so meine Gedanken und Sorgen über die Sicherheit machen. Würde ich allerdings auch als Palästinenser.

Auch in einem Großteil der Medien gelten Gedanken, die außerhalb des linken Kreises gedacht werden, automatisch als rechts.

Gott sei Dank kommt ihr ja bei so einem leuchtenden Beispiel an Qualitätsjournalismus unter, das sogar solche “kontroversen” (lach) Artikel wie den euren veröffentlicht.

Rechts ist irgendwie ganz arg finster und echt gemein. Und – das ist der zweite Hauptsatz der neuen Definitionsmacht – die Rechten sind alle gleich. Es ist völlig egal, ob jemand Atomkraftbefürworter oder Ausländerhasser, Marktwirtschaftler oder Nazi ist. Es gibt kein rechtsextrem, rechtsradikal, rechtskonservativ, rechtsliberal mehr. Es gibt nur noch rechts.

Wer einmal mit dem Kinderkarussell rechts herum gefahren ist, der weiß, dass alles außerhalb dieses Kreises links liegt. Wisst ihr doch, oder? Eure bevorzugte Fahrtrichtung ist damit ja wohl geklärt.

Das Allensbacher Institut für Demoskopie hat kürzlich ermittelt, wie erfolgreich der Begriff rechts inzwischen diskreditiert wurde. Wenn Bundesbürger das Wort rechts hören, dann denken sie vor allem an “radikal” (71 Prozent), “gewalttätig” (67 Prozent) “Bedrohung” (63 Prozent) und “Dummheit” (50 Prozent).

Ob es vielleicht an der steigenden Anzahl rechter Gewalttaten liegt? Oder an dümmlicher rechter Propaganda? An dem zunehmend selbstbewußten Auftreten Rechtsextremer, die ihren Schund mittlerweile öffentlichkeitswirksam auf Schulhöfen vertreiben? Damit wollt ihr aber gar nicht assoziiert werden, ne? Hmmm. Schwierig. Idee! Schreibt doch mal gegen Neonazis an, anstatt euch an den pazifistischen 3% dieser Gesellschaft zu reiben. Oder fühlt ihr euch, so ganz subjektiv, vielmehr vom linken Gutmenschen bedroht? Wenn ja, warum? Was steht euch zu befürchten? Demaskierung vielleicht?
Den Begriff “Rechts” bringt die extreme Rechte schon selbst in Diskredit. Mit Recht.

Die Selbstgerechten vom “Aufstand der Anständigen” oder von “Rock gegen rechts” haben so gründliche Arbeit geleistet, dass selbst Politiker der Unionsparteien das Etikett rechts unauffällig an der Garderobe abgeben.

Und für so manche Unionspolitiker gilt: Nur um daraufhin ihre braunen – wahlweise blütenweißen – Jacken in Empfang zu nehmen.

Man hat es lieber einfach: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.

*überleg*. Erinnert mich an irgendwas. Ich k-o-m-m bloss nicht drauf. Aber Recht habt ihr: Mit dem Ansatz macht man es sich wirklich viel zu einfach.

Manche von denen, die damals ihr Linkssein wortreich verteidigten, beherrschen heute Ministerien, Redaktionen und Bildungseinrichtungen. Sie besitzen die Definitionsmacht und haben bestens gelernt, damit umzugehen. Jetzt können sie bestimmen, wo links und rechts, gut und böse ist. Sie sind die “Geh doch nach drüben”-Schwätzer von heute.

Wenigstens eines verstehe ich jetzt: Ihr seid die Beiden Frustrierten, von denen Edmund Stoiber kürzlich sprach. Ihr und die ganze Heimatabend-Clique. Vor fast 2 Jahren so kraftvoll und mutig publiziert, und doch rutscht der anvisierte Machtwechsel wieder etwas in die Ferne. Das muss sich echt scheiße anfühlen.