Medienopfer

Die moderne Mediengesellschaft sucht, wie schon in der Antike, nach einem Opfer, auf dem sie ihre inneren Spannungen, ihre Ängste und Aggressionen abladen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Sündenbock schuldig oder unschuldig ist. Hauptsache, er eignet sich dafür, Unmut und negative Affekte auf sich zu ziehen. In alten Zeiten wurden Sündenböcke in die Wüste gejagt. Heute besteht ihre »Opferung« darin, dass Unschuldige lächerlich gemacht und an den Pranger gestellt werden. Ihr Bild wird wieder und wieder gezeigt. Das heißt, die Opfer werden gerade durch die Dauerpräsenz ihres Bildes aus dem Publikum »ausgeschlossen«.

Die Zeit – Dossier : Zum Abschuss freigegeben