Angst, Fernsehwerbung und Kriege

Im amerikanischen Fernsehen startet gerade eine neue und bemerkenswerte ‘Werbekampagne’.
Just im gleichen Monat, in dem Ariel Sharon in den USA weilt und sich über den point of no return in der iranischen Nuklearwaffenentwicklung äußerte. Nur wenige Monate seien es, dann habe der Iran zwar noch keine Atomwaffen, sei aber auf dem Weg in dieser Richtung nicht mehr aufzuhalten. Und just, als Rumsfeld für einen Kurztrip im Irak weilte, um ganz persönlich der Demokratisierung weiter auf die Sprünge zu helfen. Da er dies nun ja meisterhaft gemanaged hat, kann man sich endlich neuen Themen widmen. Wie eben z.B. dem Iran. Nur weil man davon ausgeht, alles in allem sei der Iran noch 5 Jahre vom Bau der Bombe entfernt, heisst das ja nicht, dass dieser Schurkenstaat nicht mit einer sog. ‘dirty bomb’ oder ähnlichem auf amerikanischen Boden zuschlagen könnte.
Diese Gefahr muss man letztlich auch irgendwie der US-amerikanischen Öffentlichkeit mitteilen. Der informierte Bürger ist ja das A&O in einer Demokratie. Und was eignet sich besser als in Supermärkten bestplatzierte Bücher und eine begleitende Fernsehwerbung dazu? Initiator dieser Kampagne ist die Iran Freedom Foundation und deren Mitbegründer ist Jerome Corsi, Republikaner und Autor dieses Buches: “Atomic Iran. How the Terrorist Regime bought the Bomb and American Politicians.” Zuvor veröffentlichte er bereits einen Bestseller, der die heroische Vietnamvergangenheit von John Kerry in Frage stellte. Die Marketingkampagne für “Atomic Iran” beschreibt ‘Gorilla in the Room’ in einem an “1984” angelehnten Stil so:

A new paperback had suddenly appeared all over America. It had an olive-toned Middle Eastern looking face, swarthy, foreign, expressionless, with eyes which seemed to follow you everywhere you went, except when you looked into those eyes, where you see mushroom clouds — the symbol in the popular imagination for the end of Western civilization, no matter how that might come about. The image has been plastered on every pulp-novel shelf, in every supermarket, every B. Dalton’s, and every Wal-Mart, even outnumbering the books about George W. Bush.

Aber letztlich verkauft sich nichts besser als mittels Fernsehwerbung. Darum lies sich es die ‘Iran Freedom Foundation’ nicht nehmen, 2 Spots zu schalten. Diese zeigen verschiedene Aussagen von Journalisten und Politikern zu den drohenden Nukleargefahren aus dem Iran und ein Szenario, in dem eine US-Großstadt von einer Atombombe vernichtet wird. Man kann sich die Spots, betitelt mit “An Atomic 911: When Evil is Appeased”, auf der Webseite der IFF ansehen.
Wer genau, zumindest finanziell, hinter der IFF steckt, bleibt ein wenig unklar. Ein Kommentator auf warblogging.com vermutet jedoch deutliche Verbindungen zu den neocons.

Auch andere Konflikte spitzen sich zu. Im Fall von USA vs. Venezuela wird Präsident Chávez mit den Worten zitiert:

Goliath ist nicht unbesiegbar, der Imperialismus ist nicht unbesiegbar. Das macht ihn noch gefährlicher, das stimmt. Denn der Imperialismus beginnt seine Schwächen zu spüren, deshalb greift er zur brutalen Gewalt. (via Zmag)

Auf wen er hier anspielt dürfte klar sein. Telepolis hat mehr zu diesem schwelenden Konflikt. Angst, Fernsehwerbung, potentielle kommende Kriege. Dass diese Propaganda funktioniert, zeigte der Irakkrieg, und das macht einem wirklich Angst. Diese Welt ist labil, sehr labil, und große Veränderungen finden gerne mal ganz schnell und vermeintlich plötzlich statt. Und damit spiele ich nicht darauf an, der Iran werde morgen eine A-Bombe auf amerikanischen Boden zünden. Im Gegenteil hoffe ich, bei den Präsidentschaftwahlen im Juni mögen sich die Reformer durchsetzen und einen Wandel von innen einleiten, bevor GWB tatsächlich wieder Freiheit bombt.