Gezielte Attacken auf Journalisten im Irak durch die US-Armee?

Diese Frage macht gerade die große Runde durch die US-Blogs. Im Kern geht es um Aussagen, die Eason Jordon von CNN auf dem Weltwirtschaftforum in Davos machte. Vorneweg, Jordan ist nicht irgendein Journalist:

He chairs the CNN Editorial Board, is a member of the CNN Executive Committee and provides strategic advice to CNN’s senior management team. Jordan’s global portfolio includes managing CNN’s editorial relationships with international affiliates, governments and major newspapers. (CNN)

Laut einem Beitrag auf forumblog.org soll Jordan während einer Diskussionrunde folgendes gesagt haben:

During one of the discussions about the number of journalists killed in the Iraq War, Eason Jordan asserted that he knew of 12 journalists who had not only been killed by US troops in Iraq, but they had in fact been targeted.

Er spricht also von gezielten Tötungen von Journalisten durch die US-Armee. In einer offiziellen Zusammenfassung dieser Runde kommt Eason Jordans Bemerkung nicht vor. Persönlich hat er sich dazu auf dem Blog von Rebecca MacKinnon, ehemals ebenfalls bei CNN, nochmal geäußert:

To be clear, I do not believe the U.S. military is trying to kill journalists in Iraq.  But the U.S. military has killed several journalists in Iraq in cases of mistaken identity.

Damit relativiert er das Ganze, doch natürlich läuft die konservative Bloggerszene bereits sturm. Andere bemühen sich momentan darum, ein Video der Veranstaltung in die Hände zu bekommen, um erstmal definitiv feststellen zu können, was Jordan nun wirklich im Wortlaut in Davos sagte. Die großen Medien, natürlich auch in Davos anwesend, halten sich bisher zurück den Fall aufzugreifen. Ist eventuell ein zu heißes Eisen, wobei es letztendlich traurig genug ist, dass überhaupt Journalisten (und die Zivilbevölkerung des Irak), bisher und weiterhin ständig zu Schaden und ums Leben kommen.
Auf einem weiteren Blog lässt sich Jordan auch mit den Worten zitieren:

NBC, Reuters, and Al Jazeera have all complained to the U.S. military that their journalists have been wrongly detained, imprisoned, and abused by U.S. military forces.

Nun ist das ja alles nichts Neues. Immer wieder wird bekannt, wie Jounalisten im Irak behindert werden, man erinnert sich ja auch an die Angriffe auf die Büros von Al Jazeera, AP & BBC in Kabul im November 2001 oder an den Beschuss der Bagdader Journalistenunterkunft Hotel Palestine. Berichterstattung vom Krieg ist nunmal Teil des Krieges, operativ eingesetzt einerseits, den Folgen ausgesetzt andererseits. 2004 war ‘Dank’ des Irakkrieges auch das das tödlichste Jahr für Journalisten seit einem Jahrzehnt. Etliche der Journalisten betreiben aus Angst vor Anschlägen und anderen Gefahren dann auch eher einen Hotel-Journalismus, anstatt sich wirklich zu den Brennpunkten zu begeben. Überhaupt dort zu sein ist aber leider nicht gleichbedeutend mit guter Berichterstattung.

Die Dokumentation “reporting the war” gibt in knapp 20 Minuten einen Einblick in all die Schwierigkeiten, denen sich Journalisten ausgesetzt sehen. Unbedingt sehenswert!

Dennoch spielt der Vorwurf des gezielten Tötens von Journalisten aus dem Munde eines CNN-Mannes in dieser Position natürlich nochmal in einer ganz anderen Liga, und es dürfte interessant sein wie sich dieser Fall weiterentwickelt und im Schlagabtausch der US-Blogger geklärt wird, oder auch Staub in den Mainstreammedien aufwirbelt.
Einen Namen hat die Affäre natürlich bereits: “Easongate“, in Anlehnung and Watergate und Rathergate.