Schwarz-weiß Comic-Illustration eines mürrisch dreinblickenden Mannes mit Brille und Bart, der mit der linken Hand den Kopf abstützt und in der rechten Hand eine dampfende Tasse Kaffee hält. Neben ihm liegt eine Katze, im Hintergrund ein Monitor mit Katzenbild und ein WLAN-Router. In einer Sprechblase steht: „Bin ich – Mensch oder Marke?“

𝗣𝗲𝗿𝘀𝗼𝗻𝗮𝗹 𝗕𝗿𝗮𝗻𝗱𝗶𝗻𝗴 𝗮𝘂𝗳 𝗟𝗶𝗻𝗸𝗲𝗱𝗜𝗻?

Wenn’s so weiterläuft wie aktuell: It’s dead. Pretty soon. 😬

Denn offenbar hat die Late Majority jetzt die „Strategie“ für sich entdeckt. Und irgendwann wird die Schwemme an weichgespülten Pseudo-Einblicken zur Nebelwand. Was dahinter liegt, interessiert dann niemanden mehr.

Nähe ist okay. Persönlichkeit auch. Aber heute wurde mir beim Scrollen wirklich schwindelig. Mein KI-generiertes Beitragsbild ist also komplett authentisch. 😉

Gefühlt jeder zweite Post wird zur Selbsthilfegruppe mit Business-Kulisse. Authentizität soll über emotionalen „I feel something because I am as human as you are“-Content hergestellt werden.

  • „Ich bin so dankbar für meinen Weg.“
  • „Heute früh wurde mir beim Blick auf den Kaffee klar, wie wichtig Fokus ist.“
  • „Mein größter Mentor (Name bleibt geheim, aber ich sag mal Danke!) hat mir nicht nur wichtige Skillz (bleibt unspezifisch) beigebracht, sondern auch (Achtsamkeitsklischee)…“
  • „Ich bin meinen Wegbegleitern (Namen bleiben geheim) so dankbar…“
  • „Burnout? Kenne ich, aber…“
  • „Wer bei mir Führung bestellt, …“

Okay, das letzte war was anderes. 🤭 Aber ernsthaft: Ich muss nicht wissen, wie es sich für dich anfühlt, als Linkshänder ständig Hände mit rechts zu schütteln. Ich will wissen, was dein Business kann. Wen du wirklich weitergebracht hast. Was du besser machst als andere. Was du tust, das mein Problem löst – oder den Bedarf an deiner Dienstleistung überhaupt erst weckt. Was du mir an konkreten Tipps mitgeben kannst – aus deiner eigenen Expertise heraus.

Und nein – ich muss auch nicht wissen, dass du ein schlechtes Gewissen hast, weil du schon so lange nichts gepostet hast. Vor allem nicht in Kombination mit einer Story, die wirkt wie an den Haaren herbeigezogen, weil „Algodingsbums“ halt. Denn am Ende läuft’s oft auf zwei Gedanken hinaus:

  1. Postet viel = hat viel Zeit = hat offenbar keine Aufträge → keep away.
  2. Postet wenig, dann aber alibimäßig = denkt zu viel über den Algorithmus nach → keep away.

Ich wünsche mir mehr Substanz. Und ja, vermutlich muss ich mich da selbst auch mal an die Nase fassen. Ziemlich sicher sogar. Das bringt mich drauf, dass ich ja wirklich so dankbar bin für mein/en (…letztes Tischtennis-Match / Radtour / Einkauf / Herzinfarkt / Gespräch bei einem Glas Rotwein / …) …

ups, ich drifte ab… 😉

Unterm Strich:

Bitte weniger Content aus der PowerPoint des Content-Coachs.
Bitte weniger von dem, was die KI per Default zuerst ausspuckt. (Mach wenigstens noch einen zweiten Prompt.)

Es ist mir nicht wichtig, dass du dich erfolgreich in den Algorithmus eingebettet hast. Ich muss nicht mit dir befreundet sein, um mich fachlich mit dir austauschen zu wollen. Ich fühle mich nicht verbunden, weil du im Supermarkt eine erkenntnisreiche Beobachtung gemacht hast. Ich fühle mich verbunden, wenn ich merke: Mein Anliegen ist bei dir an der richtigen Stelle.

Das sehe doch nicht nur ich so, oder?

#CaseStudyStattKaffee

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