Eines steht fest: Auch Bloggen kostet Zeit. Darum bin ich froh um so kleine Social Software Erfindungen wie delicious — nichts ist flotter und praktischer, um interessante gelesene oder noch zu lesende Artikel und Links zu verwalten. Meinung, Kommentar und das Darstellen größerer Zusammenhänge funktioniert indes natürlich viel besser im Blog. Als bekennender Papiernotizblock3.0/A5-User skiziere ich mir solche Ideen in diesem immer wieder. Genauer: Termine und To-Dos verwalte ich mir am Rechner — geplante Artikel, Konzepte … alles umfassendere eben, landet (erstmal) auf dem Blog Block. Während man am Rechner und im Blog potentiell endlos Inhalte hinterlegen kann, bietet das der Block nur eine begrenzte Anzahl an Papierseiten. Und nun wurde gerade mal wieder einer voll. Das wichtigste übertrage ich in einen neuen Spiralnotizblock — sieht dann auch gleich wieder viel übersichtlicher aus. Aber von einigem muss ich mich in Richtung Altpapier trennen. Das ist gut so, denn von Zeit zu Zeit justiert man damit auch die eigenen Prioritäten neu. Trennen werde ich mich nun also ebenfalls von ein paar Überlegungen, die ich gerne mal gebloggt hätte:
Zum Beispiel über die unsäglich wilden von SAT1. Außer meinen Ärger über die Show zu artikulieren, hätte ich auch auf einen Artikel von Urte Undine Frömming im Journal Ethnologie verlinkt: Von Traumfischern und Sibirientestern: Gemischte Gedanken einer Ethnologin zu TV-Erlebnisdokumentation. Am Beispiel zweier ZDF-Produktionen stellt sie heraus, worum es in solcherlei Sendungen geht; wie u.a. um die Erkenntnis vieler Sender, es “müssen schon Deutsche im Film vorkommen, wenn es um fremde Länder geht.” Dazu noch die Feststellungen: “Ein echter Dialog der unterschiedlichen Kulturen findet nicht statt. … Die extrem gewählten Drehorte der Dokumentation muten allerdings wie der Versuch an, die westlichen modernen Errungenschaften zu bestätigen.”
Oder aber über den Musiker und britischen Pakistani Aki Nawaz, den die ZEIT im Rhythmus des Dschihad verortet. Und in der Tat, im Vergleich zu seiner Zeit als Propa-Ghandi bei Fun^Da^Mental — über die ich meine interessanteste musikwissenschaftliche Hausarbeit ausgerechnet in Ethnologie geschrieben habe 😉 — scheint er noch weiter radikalisiert zu sein.
Bloggen wollte ich insbesondere zum aktuellen Blogosphäre-Aufreger rund um Rainersacht vs. Steinhöfel, die fragwürdigen politischen Ansichten des Letzteren und sein merkwürdiges Vorgehen gegen den Blogger, obwohl der Anwalt sich doch gerne als geschmacklos bezeichnen lässt.
Dann gab es da noch die Königsmacher; eine Legende darüber, dass ein Blogger und 5000 YouTube-User den Herrn Lieberman zum stolpern brachten. Oder so. Zumindest oft so ähnlich notiert, auch wenn sich das Ganze etwas komplexer entwickelt hatte und Joe Lieberman noch etliche taktische Optionen auf ein verlängertes Leben in der Politik verbleiben. Festzuhalten bleibt in jedem Fall: Die Ereignisse rund um die US-Blogosphäre und ihren Einfluss auf die öffentliche Meinung bleiben spannend. Zur Wahl im November spitzt sich da sicher erneut einiges zu.
Der anschwellende Web-Zwo-Null Hype wäre mir einen ausführlichen De-Hype-Artikel wert (Übertrag im Block); was die Mannheimer Agentur UnitZwo mit Blogs wie dem Aschenbecher-Blog oder dem Wurstfriedhof vorhat, frage ich mich ab jetzt nicht mehr.